Der Revisor - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2005 / 2006

Der Revisor
Eine Gesellschaftskomödie von Nicolaj Gogol

Der Literaturkurs 12/13 des Albrecht-Dürer-Gymnasiums zeigt nach Wedekinds „Frühlings Erwachen“ jetzt eine Komödie des russischen Autors Nicolaj Gogol: „Der Revisor“.
 
„Ein Revisor? Ich blödes Rindvieh muss den Verstand verloren haben.“
 
In einer russischen Kleinstadt, die es sich unter der Führung des Stadthauptmanns Anton Antonowitsch bequem gemacht hat, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass ein Revisor aus Sankt Petersburg einmal nach dem Rechten sehen wolle. Als dann im örtlichen Gasthaus der kleine Beamte Chlestakow gesichtet wird, hält man diesen sofort für das Kontrollorgan aus der Kreisstadt. Die Honoratioren der Stadt stehen Schlange, um mit kleinen Aufmerksamkeiten in Form von Geld und Naturalien die Stimmung günstig zu beeinflussen. Chlestakow erkennt die Gunst der Stunde und langt zu, bevor das Blatt sich wendet.
 
Nicolaj Gogols Drama, das 1836 in Petersburg zur Uraufführung gebracht werden konnte, zeigt die Menschen und Mechanismen der Macht in einer russischen Kleinstadt. Jeder kann mit jedem, und die „ehrbaren“ Bürger der Stadt halten die Zügel in der Hand. Allen voran der Stadthauptmann, eine Art Bürgermeister mit weitreichenden Vollmachten und Besitzansprüchen. Alles könnte so weiterlaufen wie immer, wäre da nicht jener Beamte aus Petersburg, denn alle für einen geheim angekündigten Revisor halten.
 
Hätte Gogol das Stück heute geschrieben, dann wäre von Postenschiebereien, Bestechungen und den hilflosen Versuchen, möglichst viele Unterlagen durch die Dokumentenvernichtung zu jagen, die Rede.
 
Der Literaturkurs 12/13 hat die ursprünglich im zaristischen Russland angesiedelte Komödie behutsam modernisiert. Der Revisor ist jetzt in einer russischen Kleinstadt des 20. Jahrhunderts gelandet, wie sie zur Zeit der großen Staatssekretäre bestand: Im Gegensatz zu Hagen (?) werden hier die Posten nach Laune des Stadthauptmanns besetzt, politische Freunde und Feinde ins offene Messer gestürzt, wenn es dem eigenen Vorteil dient, und die Familie mit ins Geschäft einbezogen.
Trotzdem bzw. deswegen sind die Geschichten um Hochstapler und gefoppte Politiker keine Unbekannten. Sollte heute ein Revisor vor der Tür stehen, wird erst einmal die Aktenvernichtung angeworfen.
 
Was in jenem kleinen Provinzkaff geschieht, zeigt das Stück „Der Revisor“ von Nicolaj Gogol.
 
Lysistrata, eine Athenerin
Anna-Leah H.
Charlotte B.
Kalonike, ihre Freundin
Iliana N.
Myrrhine, eine Frau vom Land
Kaja R.
Lampito, eine Spartanerin
Christina H.
Chorführer
Sebastian S.
1. Chorist
Michael B.
2. Chorist
Jan Christopher B.
3. Chorist
Dominik O.
Chorführerin
Christin R.
1. Choristin
Sandra G.
3. Choristin
Simone H.
2. Choristin
Patricia S.
Ratsherr, ein Athener
Philipp P.
Kinesias, der Mann der Myrrhine
Tilman M.
Athener, ein Soldat
Lennart L.
Spartaner, ein Gesandter 
Fabian N.
 Backstage
Textfassung
Erich Fried
Aufführungsrechte bei
Verlag Autorenagentur,
Berlin

Eine Produktion des
Literaturkurs 13
Kursleitung
Thomas Mehl

Nicolaj Gogol
 
Nicolaj Wassiljewitsch (Vasilevic) Go­gol gehört zu den herausragendsten Gestalten der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts. 

1809 geboren, be­suchte er ab 1828 das Gymnasium von Nehzin, wo er ein Schultheater grün­dete. Nach dem Verlassen der Schule bemühte er sich um eine Anstellung im Staatsdienst, wollte dann jedoch Schau­spieler werden. Seine ersten schriftstel­lerischen Versuche (Lyrik und Prosa) veröffentlichte er unter einem Pseudo­nym. Eine kurze Tätigkeit als Dozent endete mit einem Fiasko, Gogol kon­zentrierte sich auf das Schreiben. 

Die Begegnung mit Puschkin, der ihm Freund, Mentor und wesentlicher Be­zugpunkt seines künstlerischen Schaf­fens wurde, ist auch für den Revisor nicht unwichtig. Die Idee zu der Gesell­schaftskomödie geht auf eine Anregung Puschkins zurück, der einmal für einen Revisor gehalten worden war.

Die Uraufführung des Revisors 1836 war zwar insgesamt erfolgreich, verun­sicherte Gogol aber so stark, dass er Russland verließ. Insgesamt zwölf Jahre verbrachte er in Deutschland, Öster­reich, der Schweiz und - hauptsächlich – in Italien (Rom).

Nach einer Pilgerreise nach Jerusalem verfiel er in eine Art religiösen Fanatis­mus unter der Anführung eines exal­tierten Priesters. Wenige Tage vor sei­nem durch übermäßiges Fasten ausge­lösten Tod verbrannte er Manuskripte unveröffentlichter Texte. 

Man kann da­von ausgehen, dass er bei seiner Beerdi­gung noch nicht tot war und lebendig begraben wurde. Bei der Öffnung seines Grabes fand man seinen Körper in sei­nem Sarg völlig verdreht vor.






01.04.1809
Nicolaj Vasilevic Gogol (eigentlich Ianovskij) wird in Velikie Soroncincy  als Sohn eines Gutsbesitzers geboren.
1828
Umzug nach St. Petersburg.
anschl.
Anstellung im Staatsdienst.
1829
Hans Küchelgarten, Versidylle, erster literarischer Versuch.
1831-1834
Unterrichtstätigkeit als Dozent für Geschichte.
1831
Beginn der Freundschaft mit Puschkin.
1831/32
Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka, Novellenzyklus.
1834
Die Geschichte, wie sich der Ivan Ivanovic mit dem Ivan Nikiforovic verzankte, Novelle.
1835
Taras Bulba, Novelle.
1835
Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen, Novelle.
1836
Die Nase, Erzählung
1836
Der Revisor, Komödie. Uraufführung erfolgte am 19.04.1836 in St. Petersburg.
anschl.
Reisen nach Westeuropa.
1842
Tote Seelen, Roman.
1842
Der Mantel, Novelle.
1842
Die Heirat, Komödie.
1848
Palästinareise.
04.03.1852
Gogol stirbt in Moskau.

Der Apparatschik

Der Begriff „Apparatschik“ (dt. Mann bzw. Frau des "Apparats") ist eine aus dem Russischen stammende Bezeichnung für einen Parteifunktionär oder Bürokraten in den ehemaligen sozialistischen Staaten und ihren jeweiligen Parteienapparaten, im Falle der UdSSR beispielsweise die KpdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion). Ein im Deutschen begriffsähnliches Wort ist Funktionär, das jedoch meist positiver besetzt ist: der Funktionär führt eine Funktion für eine soziale Gruppe aus. Ein anderes beg­riffsähnliches Wort ist Bonze, dies ist hingegen noch negativer besetzt: ein Apparat­schik wird zum Bonzen durch Privilegien  und willentlichen Machtmissbrauch.

Das Wort wurde von bundes­deutschen Medien und auch in der DDR aufgegriffen, um eine Person aus diesen Systemen zu kennzeichnen, die sich - zumin­dest scheinbar - an alle Vorgaben sei­ner Vorgesetzten hält, sich nach der jeweils aktuelle Linie der politi­schen Führung richtet und es ver­steht, sich durch Servilität und vor­auseilenden Ge­horsam bei seinen Vorgesetzten be­liebt und wenn möglich unent­behrlich zu ma­chen. Diese Strate­gie ermöglichte den Apparatschiks in allen  von über­mäßiger Bürokratie geprägten Syste­men den Aufstieg, sogar bis an die Parteispitze.
 
Apparatschiks gab und gibt es in praktisch allen po­litischen Systemen. Unabhängiges oder gar kritisches Den­ken sind uner­wünscht und wer­den negativ sanktioniert. In totalitären und/oder autoritären Systemen wurde dieses Verhalten auch offiziell gut geheißen, gar gefordert. Zweitrangig beim hierarchischen Aufstieg sind oft auch die fachliche oder menschliche Befähigung.

Die Bezeichnung Apparatschik ist mittlerweile auch in der westlichen Welt ein Begriff, wo damit ein phantasiearmer, aber stets loyaler und zuverlässiger Parteisoldat oder Mitarbeiter gemeint ist.

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Parteichefs der Bolschewiki (1903 – 1918), der Kommunistischen Partei Russlands (1918 – 1925), der Kommunistischen Partei der Sowjetunion/KpdSU (1925 – 1991):
 
1903 – 1924 Wladimir Lenin                                 1982 – 1984 Juri Andropow
1922 – 1953 Josef Stalin                                     1984 – 1985 Konstantin Tschernenko
1953 – 1964 Nikita Chruschtschow                        1985 – 1991 Michail Gorbatschow
1964 – 1982 Leonid Breschnew                            21.08.1991   Auflösung der KPdSU
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