Lysistrata - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2006 / 2007

Lysistrata
Eine Anti(ke)-Kriegskomödie von Aristophanes

Der Literaturkurs 13 des Albrecht-Dürer-Gymnasiums zeigt zu Beginn des Schuljahres 2006/2007 die antike Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes in einer Übersetzung von Erich Fried.
 
„Was? Schon wieder Ruhestörung durch Frauen? –
Nun hört erst von der Frechheit dieser Weiber da!“
 
Die Athener Herren führen wieder einmal Krieg und haben ihre Frauen und Kinder sowie die alten Greise im Schatten der Akropolis zurückgelassen. Während sie für Vaterland und Ruhm und Ehre kämpfen, sitzen die Frauen allein daheim und hüten Herd und Hof und Herde. Zu selten sehen sie den Gatten, zu oft bleibt alle Alltagslast an ihnen hängen. Bis eines Tages Lysistrata verkündet, die Männer unter Druck zu setzen: Kein Mann soll mehr zu seiner Frau sich legen dürfen: kein Kuss, kein Kuscheln und vor allem auch kein Sex. Dazu wird die Akropolis besetzt, die Kriegskasse von den Frauen konfisziert.
Schnell finden sich Verbündete auch in den feindlichen Lagern, denn auch dort sind es die Frauen leid, auf ihre Männer zu verzichten. Jetzt drehen sie den Spieß gemeinsam um, jetzt läuft nichts mehr ohne ihre Einwilligung, und die Männer leiden deutlich unter dem Entzug.
Doch was so gut geplant begann, wird bald darauf zum Test für beide Seiten, denn auch die Frauen sehnen sich nach ihren Männern...
 
Der Literaturkurs 13 spielt die antike Anti-Kriegskömodie des Aristophanes aus dem Jahre 411 v. Chr. in einer modernen Übersetzung von Erich Fried aus dem Jahr 1985. Auch wenn die Figuren auf der Bühne im historisierenden Gewand daherkommen, so wird doch deutlich, wie fortschrittlich gerade die weiblichen Charaktere von Aristophanes gezeichnet wurden. Die alten Männer des Chores, die hohe Politik und die Vertreter der Kriegsparteien haben so ihre Schwierigkeiten, sich den Argumenten der versammelten Frauen zu widersetzen.
 
Lysistrata, eine Athenerin
Anna-Leah H.
Charlotte B.
Kalonike, ihre Freundin
Iliana N.
Myrrhine, eine Frau vom Land
Kaja R.
Lampito, eine Spartanerin
Christina H.
Chorführer
Sebastian S.
1. Chorist
Michael B.
2. Chorist
Jan Christopher B.
3. Chorist
Dominik O.
Chorführerin
Christin R.
1. Choristin
Sandra G.
3. Choristin
Simone H.
2. Choristin
Patricia S.
Ratsherr, ein Athener
Philipp P.
Kinesias, der Mann der Myrrhine
Tilman M.
Athener, ein Soldat
Lennart L.
Spartaner, ein Gesandter 
Fabian N.
 Backstage
Textfassung
Erich Fried
Aufführungsrechte bei
Verlag Autorenagentur,
Berlin

Eine Produktion des
Literaturkurs 13
Kursleitung
Thomas Mehl

Eine Anti(ke)-Kriegskomödie von Aristophanes
 
Die Komödie Lysistrata (Die Heerauflöserin) bringt Aristophanes im Frühjahr 411 v. Chr zur Aufführung – im 20. Jahr des Peleponnesischen Krieges. Dieser Krieg war im Rahmen der damals bekannten Geographie ein Weltkrieg – er reichte über die Ägäis, Mazedonien, Thrakien im Osten bis nach Kleinasien, be­zog also das Perserreich mit ein, im Westen dehnte sich der Krieg über das ioni­sche Meer bis nach Sizilien und Unteritalien. Beide kriegsführenden Parteien, Spartaner wie Athener, waren letztlich die Verlierer, das 4. Jahrhundert war zu­nächst ein persisches, später ein mazedonisches Jahrhundert. Ursache des Krie­ges war eine Übermacht Athens in der Region gewesen. Ein Zwist zwischen den Handelsmächten Athen und Korinth wurde zum Anlass des Krieges, nach eini­gen Scheinverhandlungen brach der Krieg aus.
   Der Krieg hatte eine vernichtende Wirkung auf Politik und Wirtschaft, die De­mokratie wurde zu Grabe getragen; Athen, dereinst mit einer stolzen Kriegs­kasse ausgestattet, war ruiniert. Andererseits entstanden eben in dieser Zeit die meisten Werke des Tragödiendichters Euripides und die Mehrzahl der politi­schen Komödien von Aristophanes. 411 war das Jahr, in dem in Athen Aristo­kraten durch einen Putsch die radikaldemokratische Regierung entmach­teten.
   Über das Leben von Aristophanes weiß man außerordentlich wenig. Er war Athener. Die Lebensdaten sind ungewiss, geboren ist er wohl etwa 455 v.Chr. Sein Vater besaß möglicherweise Ländereien auf der Insel Ägina, darauf führt man seine Vorliebe für bäuerliche Motive und Sehensweisen zurück. Sein erstes (nicht erhaltenes) Stück Daitales wurde 427 Chr. aufgeführt. Insgesamt schrieb er 44 Komödien, von denen elf erhalten sind. Vermutlich ist er 386 v.Chr. ge­storben.
 
Erich Fried wurde am 06.05.1921 in Wien geboren, sein Vater starb 1938 an den Folgen eines Gestapo-Verhörs. Mit seiner Mutter emigrierte Fried nach London, arbeitete dort als Bibliothekar, Fabrikarbeiter und Redakteur bei verschiedenen Zeitungen, bevor er 1952 politischer Kommentator bei der BBC wurde. Dieses Amt übte er bis 1968 aus. Seit 1949 war er britischer Staatsbürger, erst 1982 er­langte er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft. Fried wurde bekannt als Lyriker (u.a. Liebesgedichte, 1979), Übersetzer (neben Lysistrate, uraufgeführt bei den Ruhrfestspielen 1979, vor allem Werke von William Shakespeare) und Essayist, seine Stellungnahmen zu aktuellen politischen Themen brachten ihn jedoch auch vor Gericht. 1987 wurde er mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet.
   Erich Fried verstarb am 22.11.1988 in Baden-Baden. Er wurde in London beige­setzt. 1990 stiftete die Österreichische Bundesregierung einen nach ihm be­nannten Preis. Preisträger des Erich-Fried-Preises 2006 ist Marcel Beyer.

Epilog                      Erich Fried

(Lysistrata tritt auf, legt ihre Maske ab.)
 
Das Spiel ist aus. Noch nicht aus sind die Kriege.
Auch zwischen Sparta und Athen der Krieg
ist nicht in Liebe, nein, in Blut erstickt.
So gings bis heut, Jahrhundert um Jahrhundert. –
 
Die Frauen? – Ja, die Frauen haben oftmals
verflucht den Krieg der Männer, Brüder, Söhne.
Sie kämpfen gegen ihn noch immer an.
Doch kommt kein Friede bloß vom waffenlosen Kampf
der Frauen gegen liebestolle Männer.
Auch Aristophanes hat nicht geglaubt,
es sei so leicht, den Wahnsinn zu beenden,
nur: dass es Wahnsinn war, das wollt’ er zeigen,
und dass es denkbar wäre, dass die Liebe
siegt über Vorurteil und altgewohnten Hass.
 
Und wahr ist auch, dass Frau’n – und manche Männer –
von Zeit zu Zeit erkennen, dass das Treiben
von Rüstung, Feindbild, alter Tradition,
Gewohnheits-Unrecht, das sich hält für Recht,
zum Lachen wär, wenns nicht zum Weinen wäre.
Drum denkt heut dran, es geht uns alle an,
es gilt für jede Frau und jeden Mann:
Falls ihr noch leben wollt, verteidigt euch –
vor allem gegen den Verteidigungsfall,
in dem es nichts mehr zu verteidigen gäbe!
 
Denn zu Lysistrytas Zeit war der Krieg
noch menschlich unmenschlich und nicht wie heute.
Es gab noch Sieger und es gab noch Beute,
und Aristophanes konnte noch lachen
und sein Athen noch mit ihm lachen machen.
Wir aber brauchen heute andre Rollen,
wenn wir nicht heut nur, nein, auch morgen lachen wollen.
 

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