Nachtsayl - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2011 / 2012
Nachtasyl
Szenen aus der Tiefe

Nach dem Stück Sommergäste, dargestellt vom Literaturkurs 13 aus dem Schuljahr 2009/2010, kommt mit Nachtasyl ein weiteres, jedoch wesentlich düstereres Schauspiel des russischen Autors Maxim Gorki zur Aufführung. Spielt das erste Stück auf dem Landgut eines angesehenen Rechtsanwaltes, der gemeinsam mit Freunden und Familie den Sommer ausklingen lässt, zwischen Birkenwäldern und kleinen Seen, so könnte der Ort des zweiten Dramas kontrastreicher nicht sein: ein in die Jahre gekommenes Heim für Obdachlose und Menschen mit zweifelhafter Vergangenheit, geleitet von Menschen, die aus dem Elend der Mitmenschen Kapital schlagen. Wer hier landet, ist ganz unten.
   Auch wenn die soziale und finanzielle Situation der Arbeitssuchenden wie Arbeitsscheuen, der Tagelöhner, der Gestrauchelten und Gescheiterten aus dem Nachtasyl sich deutlich von dem Müßiggang der Sommergäste unterscheidet – was sie eint, ist ihre Einsamkeit, ihre jeweiligen Ängste und Sorgen, ihre Unfähigkeit, einander ehrlich wahrzunehmen.
   War es bei den Reichen die Gattin des Hausherren, die auszubrechen versucht aus dem sie umgebenden Stillstand, so ist es hier ein Wanderer, ein Pilger, der – von außen kommend – den Menschen neuen Mut schenken will, sie auf ihrer Reise begleitet, die unter Umständen die letzte sein wird.
   Ganz gleich, ob man als Publikum auf „die da unten“ oder „die da oben“ blickt, gemeinsam ist den Bühnenfiguren aus beiden Stücken ihr Menschsein, geprägt von Verunsicherung, Einsamkeit, dem Wunsch, geliebt zu werden oder jemanden lieben zu können. Gemeinsam sind ihnen die Hürden: die gescheiterte Beziehung, der Alkohol, die Anderen, manchmal auch ganz einfach das Leben. Und so sind sich die aus der Tiefe und die von den oberen Zehntausend gar nicht so fremd in ihren Bemühungen, ihr Leben zu meistern. Und so sollen wir ihn sehen, den Menschen: „Wir sollen ihn nicht bemitleiden, nicht erniedrigen, sondern respektieren. Die Existenz des Menschen – alles Übrige ist das Werk seiner Hände und seines Gehirns.“ (Satin, in Nachtasyl)

Kostylew, Michail Iwanow, ein Herbergswirt
Andreas S.
Wassilissa Karpowna, seine Frau
Franziska R.
Natascha, ihre Schwester
Jasmin R.
Medwedew, Onkel der beiden, ein Polizist
Fabian S.
Wasjka Pepel, ein Dieb
Chris-Julian B.
Kleschtsch, Andrej Mitritsch, ein Schlosser
Julian B.
Anna, seine Frau
Nicole K.
Nastja, ein Mädchen
Mia B.
Kwaschnja, ein Hökerweib
Vivienne S.
Bubnow, ein Mützenmacher
Dilan T.
Satin, ein Zuchthäusler
Ole C.
Eine Schauspielerin
Eva C.
Eine Baronin
Jelena D.
Luka, ein Pilger
Jana S.
Aljoschka, ein Schuhmacher
Isabella G.
Schiefkopf
Valentin D.
Ein Tatar
Anna K.
Backstage
Übersetzung aus dem Russischen
August Scholz
Textfassung, Kostüme
Literaturkurs 13
Bühnenbau
Mia B.
Eva C.
Jana S.
Kursleitung
Thomas Mehl
Maxim Gorki

Der russische Schriftsteller wird nach gregorianischer Zeitrechnung am 28. März 1868 in Nischni Nowgorod geboren. Er stirbt am 18. Juni 1936 in Gorki bei Moskau.
   Alexei Maximowitsch Peschkow ist der eigentliche Name des in ärmlichen Verhältnissen aufwachsenden Sohn eines Tischlers. Die Situation der verarmten Figuren seiner Dramen und Romane war ihm nicht fremd, seine Familie lebte zuweilen selbst in Elends-unterkünften, Alexei musste seit seinem zehnten Lebensjahr Geld verdienen – als Lumpensammler, Lauf- und Küchenjunge, Verkäufer, Ikonenmaler, Schiffsentlader (sein Großvater war Wolgaschlepper gewesen), Bäckergeselle, Maurer, Nachtwächter, Eisenbahner und Rechtsanwaltsgehilfe.
   Von der Universität wird er als Student abgelehnt. Privat erlebt er eine Reihe von Schwierigkeiten, die u.a. in einem Selbstmordversuch münden. Der Autodidakt wendet sich nach ersten schriftstellerischen Versuchen vom Schreiben ab und wandert zu Fuß durch Russland, die Ukraine und über den Kaukasus nach Tiflis. Man rät ihm, die gemachten Erfahrungen literarisch zu verarbeiten. 1892 veröffentlicht er erstmals unter dem Pseudonym „Maxim Gorki“ (d.h.: der Bittere). Er arbeitet als Journalist, veröffentlichte Erzählungen und Lyrik. Mit seinen Dramen Die Kleinbürger (1901) und Nachtasyl (1902) wird er so erfolgreich, dass das Regime Schwierigkeiten hat, gegen seine Kontakte zu revolutionären Kreisen vorzugehen. Zu groß ist die Unterstützung bei anderen Schriftstellern und der allgemeinen Öffentlichkeit. Wiederholt wird er festgenommen und später freigelassen.
   Er verbringt einige Jahre im Ausland: in Frankreich, den USA (1906-07) und auf Capri (1907-1913), bevor er im Anschluss an eine Amnestie wieder nach Russland zurückkehren kann. 1921 zeiht er, auf Anraten Lenins, nach Deutschland, um dort eine Tuberkuloseerkrankung auszukurieren, von 1923 bis 1927 lebt er in Sorrent.
   1927 wird er von der kommunistischen Akademie als proletarischer Schriftsteller anerkannt und kann in die Sowjetunion einreisen. Dort ist er journalistisch und schriftstellerisch tätig bis zu seinem Tod 1936. Seine Todesursache war lange Zeit umstritten, Verschwörungstheorien sehen u.a. den sowjetiischen Staatssicherheitsdienst als nicht unschuldig an. Heute geht man davon aus, dass die lange und wiederkehrende Krankheit Ursache für seinen schwachen Gesundheitszustand war.


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