Schöne Bescherungen - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2009 / 2010
Schöne Bescherungen
Ein weihnachtliches Familien-/Katastrophenszenario
von Alan Ayckbourn

Während Onkel Harvey aus dem Wohnzimmer heraus lautstark einen Kriegs- und Abenteuerfilm nach dem nächsten kommentiert und die lieben Kleinen im Obergeschoss nicht zu Bett gehen wollen, versucht Hausherrin Belinda, das Chaos um sie herum zu verwalten. Wie jedes Jahr zum „Fest der Liebe“ haben sich Freunde und Verwandte eingefunden, den Heiligen Abend und die folgenden Feiertage gemeinsam zu begehen. Doch von Besinnlichkeit ist keine Spur, wenn Schwägerin Phyllis beim Versuch, den weihnachtlichen Lammbraten zuzubereiten, die Küche in ein Schlachtfeld verwandelt, und Hausherr Neville immer wieder in Schuppen, Weinkeller und Kneipe Abstand von der Familie findet. Dessen bester Freund und Angestellter Eddie versucht derweil, die eigenen drei Kinder und die erneut schwangere Gattin Pattie auszublenden – mit mäßigem Erfolg. Zu allem Überfluss hat Bellindas Single-Schwester Rachel ihre jüngste Eroberung eingeladen, einen jungen Schriftsteller, der das Familiengefüge ein wenig durcheinander bringen soll.
   Alan Ayckbourn beobachtet sehr genau die einzelnen Charaktere und das Geschehen rund um den Heiligen Abend und die sich anschließenden Feiertage. Kleinere und mittlere Katastrophen reihen sich aneinander wie die Christbaumkugeln am Tannenbaum in der Diele, und als Onkel Harvey zu mitternächtlicher Stunde Einbrecher vermutet, wird die Luft bleihaltig und Phyllis Gatte Bernhard darf beweisen, ob er zumindest als Arzt etwas taugt.
   Die TheaterAG hat Alan Ayckbourns Drama, bei dem man sich trefflich streiten kann, ob es sich eher um eine Komödie oder eine Tragödie handelt, genau einen Monat vor dem Heiligen Abend präsentiert.
 
Neville
Maximilian F.
Belinda, seine Frau
Vivienne S.
Phyllis, seine Schwester
Isabella G.
Harvey, sein Onkel
Carlo C.
Bernhard, Phyllis’ Mann, Arzt
Valentin D.
Rachel, Belindas Schwester
Jana S.
Eddie, Nevilles bester Freund
Jannik S.
Pattie, seine Frau
Asaja K.
Clive, ein Schriftsteller
Jamin P.
Backstage
 Puppen für das Marionettenstück sowie
Requisiten
Sarah L.
Katharina L.
Damaris R.
Bühnenbau, Licht- und Tontechnik
Michael M.
Alexander P.
Souffleuse
Mia B.
Leitung
Andrea Köhler, Thomas Mehl
Aufführungsrechte
Deutscher Theaterverlag/
Rowohlt Theaterverlag

Alan Ayckbourn

Alan Ayckbourn wurde am 12. April 1939 in Hampstead, London, als Sohn einer Schriftstellerin und eines Musikers (LSO) geboren. Mit 17 Jahren verließ er die Schule und arbeitete erstmals als Schauspieler und Inspizient bei einer Produktion im Rahmen des Edinburgh Festival. Anschließend war er an Theatern in Worthing, Leatherhead und Oxford beschäftigt, bevor er 1957 am Library Theatre in Scarborough von Stephen Joseph, wieder als Schauspieler und Inspizient, engagiert wurde.
   Als Ayckbourn mit einer seiner Rollen nicht zufrieden war, forderte Joseph ihn heraus, ein Stück mit besseren Rollen für sich zu schreiben. So entstand 1959 Ayckbourns erstes Stück: The Square Cat, das mit so großem Erfolg aufgeführt wurde, dass Joseph direkt ein weiteres Stück in Auftrag gab.
   Bis 1962 arbeitete er schwerpunktmäßig als Autor, Schauspieler und auch Regisseur am Library Theatre, dann war er an der Gründung des Victoria Theatre in Stoke-on-Trent beteiligt. Von 1964 bis 1970 schrieb und produzierte er Hörspiele für die BBC, Leeds. 1967 wurde eines seiner Stücke mit enormen Erfolg im Londoner West End herausgebracht, weitere Stücke festigten schnell seinen Ruf als einer der produktivsten und beliebtesten Bühnenautoren und Regisseure Englands. Bis zum Jahr 2009 verfasste er 73 Stücke, von denen etwa die Hälfte auch den Weg auf eine der großen Londoner Bühnen gefunden hat. Ayckbourn inszenierte ab 1967 sämtliche Uraufführungen selbst, insgesamt hat er bei über 260 Produktionen Regie geführt.
   Nach dem Tod Stephen Josephs 1967 war er an der Leitung des Library Theatres beteiligt, 1972 übernahm er offiziell die künstlerische Leitung des Theaters, das später in Stephen-Joseph-Theatre umbenannt wurde. Diese Position hielt er bis zum 31 Mai 2009 inne.
   Schöne Bescherungen/Season’s Greetings wurde am 25.09.1980 uraufgeführt. Die ursprüngliche Inszenierung war, wie alle Produktionen am Library/ Stephen Josephs Theatre, auf einer zentralen Spielfläche angesiedelt, die von allen vier Seiten von Zuschauerrängen umgeben ist. Beim Wechsel ins Londoner West End zeigte man es, wie bei uns am AD, auf einer Guckkastenbühne.


Sir Alan Ayckbourn

Season’s Greetings

Schöne Bescherungen ist mein zweites Stück über Weihnachten. Das erste war Frohe Feste/Absurd Person Singular (1972), das, so hoffe ich, von den drei schrecklichsten Weihnachtsfeiern handelt, die man sich vorstellen kann. Warum sollte ich also an den Ort des Verbrechens zurückkehren?
   Dieses Mal wollte ich eine etwas rosigere Version des Bildes malen. Ich wollte über Kaminfeuer, Weihnachtsbäume, aufgeregte Kindergesichter, Kerzenlicht, Stechpalmen und Mistelzweige schreiben. Das Heim von Neville und Belinda hat all das. Es ist gemütlich und einladend, und es wimmelt von Kindern. Nicht jedoch die von der kleineren, kürzeren Variante, die zwar ungesehen, aber doch immer in dreckigen Gummistiefeln irgendwo hinter einer Ecke lauern.
   Aber die größere, ältere Variante ist zu sehen. Die, die gerade dieses ‚seltsame’ Alter durchläuft, die der Fünfundzwanzig bis Siebzigjährigen. Sie sind alle da. Um ihr Spielzeug kämpfend, nach Aufmerksamkeit heischend, einander schikanierend, sich hinterlistig auflauernd und heulend, dann küssend und versöhnend und im Großen und Ganzen einfach ein wenig zu aufgeregt, so, wie sie es jedes Jahr zu Weihnachten veranstalten.
   Schöne Bescherungen ist ein Stück über die Liebe und, wie Rachel es ausdrückt, wie unfair alles ist. Und Erfolg und Versagen. Und Neid und Selbsttäuschung. Und Habgier und Neid und Begierde und Völlerei. Ein ganz normales Familienweihnachten eben. Und über dem Ganzen schwebt, ganz im Geiste der englischen Pantomime, der Schatten zweier exzentrischer Onkel, dem guten Engel und dem bösen...“
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